|
|
|
| |||||||||||
Im 13. Jahrhundert
(1290 ?) wird Herborn-Seelbach erstmals in einer Urkunde erwähnt. Zweifellos
ist „Sylbach“, wie es damals hieß, aber viel älter. Dafür gibt es klare
Anhaltspunkte. Aus der Vor- und Frühgeschichte des Ortes sind mehrere bedeutende Funde zu nennen. Der Bekannteste ist wohl die kostbare fränkische Goldscheibenfibel (Brosche), die man 1886 beim Ausschachten "an der Hardt" fand. Sie wurde ins 7. Jahrhundert n. Chr. datiert. Das ursprüngliche "Seelbach" lag jedoch wohl nicht dort, wo sich der heutige Ortskern befindet. Vermutlich gab es einen alten Siedlungsbereich im oberen "Seelwoch". | "Seelbacher Fibel" aus dem 7. Jhdt.n.Chr. | |||||||||||||
Sicherlich gab es noch den einen oder anderen herrschaftlichen Hof abseits des Dorfes, wie uns noch heute einige Flurnamen verraten. So ist beispielsweise noch Staudt
(auch Füllscheuer genannt) am heutigen Galgenberg bei Burg bekannt. Viele Seelbacher kennen
heute noch die Geschichten von der Pest in Füllscheuer
und dem Schloß in der Monzenbach. Im Dorfmittelpunkt
stand nun die Kapelle, die 1296 urkundlich genannt wird. Der Schutzpatron
des Dorfes war der Heilige St. Laurentius. |
| |||||||||||||
v.Dernbach zu Dernbach
| v.Dernbach, gen.Graul
| |||||||||||||
Rekonstruktionsversuch der "Burg Dernbach" von Theodor Claas. Neuere Erkenntnisse zeigen jedoch ein etwas anderes Bild. Das, auf alten Skizzen des Burggrabens und Ausgrabungsbefunden aus den 1950er Jahren beruhende Model zeigt vermutlich nur einen Teil der eigentlichen Schutzanlage. Das Gelände, als auch luftbildarchäologische Ansätze lassen einen ausgedehnten "Vorburgbereich" in südöstlicher Richtung vermuten. Die Bauart dieser Ganerbenburg war wohl der einer so genannten "Motte" ähnlich. Darum ist anzunehmen, dass die kleine Siedlungsfläche am Fuße des Turmhügels ebenfalls eine Schutzanlage umgab. | ||||||||||||||
In der weiteren Geschichte
blieb Seelbach auch von Unglück nicht verschont. Besonders schlimme
Zeiten brachte im Dreißigjährigen Krieg das Jahr 1635. Zunächst überzogen
Kriegswirren das Dorf. Soldaten des Grafen Philipp v. MANSFELD brannten
am 3. Mai 1635 die Kirche und 89 Häuser nieder. Noch härter traf es
die Seelbacher in der zweiten Jahreshälfte. Am 16. August brach die
Pest aus. Bis zum 2. Dezember raffte der schwarze Tod 160 Einwohner
dahin. Insgesamt starben in diesem Jahr 176 Leute, nur 165 überlebten.
Auch die Hexenverfolgungen forderten in dieser Zeit ihre Opfer. In den
Jahren 1629 bis 1632 wurden 7 Seelbacher Frauen und 1 Mann als Hexen
oder Zauberer in Herborn hingerichtet. Aber trotz großer Not erholte
sich Seelbach langsam wieder von den großen Verlusten.
| ||||||||||||||
1777 kam
in Johann Georg GEORG ein Mann nach Herborn-Seelbach der die örtliche
Entwicklung durch seine Persönlichkeit stark beeinflußte.
56 Jahre hatte er hier die Försterstelle inne. Er führte eine
bessere Gartenbestellung ein, förderte den Obstbau, ließ
den gesamten Aargund regulieren, die Reste der Burg Dernbach, bis auf
"die Butschel" einebnen und eine Wasserleitung und mehrere
Brunnen im Dorf bauen. Das erste vollständig massive Wohnhaus in Herborn-Seelbach
war das von Förster GEORG um 1790 ganz in Bruchsteinmauerwerk erbaute
„Jägerhaus“.
| Das sog. "Jägerhaus" | |||||||||||||
Nur wenige Jahre
später rückten die Franzosen ins Land. Auf ihrem Weg nach Osten zogen
auch Napoleons Truppen durch Herborn-Seelbach. Beim Dorf schlugen die
Truppen ein Lager auf, von dem aus sie die Bewohner drangsalierten,
um das neue Steuersystem der Franzosen durchzusetzen, gegen das besonders
die Seelbacher Widerstand leisteten. Täglich wurden Brot und Vieh geraubt.
Mancher Seelbacher mußte "freiwillig" Soldat bei den französischen Hilfstruppen
werden. Die Verwaltung wurde nach französischem Vorbild geändert. Herborn-Seelbach
verlor zum erstenmal seine Selbständigkeit. Es gehörte nun mit Bicken, Offenbach
und Ballersbach zur „Mairie“ (Bürgermeisterei) Bicken.
| ||||||||||||||
In denselben Jahren (1803 - 1808) ist auch die Chaussee von Burg nach Bischoffen ausgebaut worden, wobei es sich bei dieser Chaussee noch um die alte Dorfdurchfahrt (Fahlerstraße) handelte. Die "neue Straß" oder "Chausse", zwischen Deckers Brunnen und heutigem Rewe-Kreisel, wurde erst in den 1840er Jahren gebaut - die erste Seelbacher Ortsumgehung! 1813 hatte der französische Spuk ein Ende. Nach der Vertreibung der Franzosen herrschte zunächst große Not und Armut. Doch das Dorf erholte sich. Der Eisenerz-Bergbau nahm großen Aufschwung. Eine beträchtliche Anzahl Seelbacher Männer nahm jetzt die langen, beschwerlichen Wege und die lebensgefährliche Arbeit in den Gruben des Schelderwaldes auf sich. 1883 richtete der alte Sophiesbäcker die erste Bäckerei ein und 1886 der Urgroßvater von Karl-Heinz Göbel die erste Metzgerei. Die erste Wirtschaft war im Haus Marburger Straße 13 („Oarmshaus“) eingerichtet.
| Altes Ortschild aus preussischer Zeit | |||||||||||||
Bedeutend war damals auch die Kalkbrennerei in Herborn-Seelbach. Lange Zeit waren 3 Kalköfen in Betrieb. Der Aufschwung wurde noch durch den Bau der Eisenbahn begünstigt. Am 1. Februar 1902 wurde die Strecke von Herborn bis Hartenrod eröffnet.
| ||||||||||||||
Die heute bereits abgebrochene Schule am Brühl wurde 1895 erbaut. Aber natürlich hatte es schon vorher
Schulunterricht in Herborn-Seelbach gegeben. Die erste Schulgründung muß zwischen 1588 und 1594 stattgefunden haben. Damals fand der Unterricht allerdings nur im Winter und im Hause des Lehrers statt. Bald sorgte man aber mit der „Alten Schule“ für die nötigen Räume und eine neue Lehrerwohnung. Der schöne dreistöckige Fachwerkbau soll um 1600 auf dem Nesselhof erbaut worden sein. Als Ergebnis weiterer Archivforschung wurde unter anderem eine gräfliche Holzrechnung von 1602 für einen Schulbau der Gemeinde Herborn-Seelbach gefunden. Somit gilt als sicher: Die „Alte Schule“ ist 1602 als ein kombiniertes Schul- und Gemeindehaus am heutigen Standort in der Ortsmitte errichtet worden. Heute findet der Schulunterricht in der 1961 eingeweihten Grund- und Hauptschule, der „Dernbachschule“ statt.
| Schule im Brühl 1895 - 1961 | |||||||||||||
Um die Jahrhundertwende traten nochmals seuchenartige Erkrankungen in Herborn-Seelbach auf. Es begann 1875-76 mit 12 Toten durch Nervenfieber. 1882 starben 26 Kinder an Scharlach. Es folgten Influenza (Grippe), Typhus, Masern und zuletzt die Ruhr (1918), welche trotz Isolierbaracke auf dem Gewenn 54 Todesopfer forderte. Dazu hatte Herborn-Seelbach im ersten Weltkrieg 55 Gefallene zu beklagen. Für den Krieg mußte man 1917 auch die 3 Seelbacher Glocken opfern. 1919 erhielt der Kirchturm dann wieder 2 neue Stahlglocken, die von Buderus in Wetzlar gegossen wurden. Im Herbst 1949 wurden Diese wiederum durch 3 neue Glocken aus der Glockengießerei Rincker in Sinn ersetzt. Im Jahre 1902 fand unser Dorf Anschluss an die große weite Welt - die Aar-Salzböde Bahn von Marburg nach Herborn wurde eröffnet. Zwischen den beiden Weltkriegen wurde eine Turnhalle (1926/27), sowie ein Lehrerwohnhaus auf dem Hohenrain (1927) erbaut. Dann begann der 2. Weltkrieg. Wie überall rückten auch die meisten Seelbacher Männer ins Feld. 155 kehrten nicht mehr wieder. In der Zwischenzeit arbeite man fleißig an einem neuen Rathaus (1941), welches später noch aufgestockt wurde. Der Ort selbst bleibt von größeren Kriegsschäden verschont. Nur beim Einmarsch der Amerikaner, am 27. März 1945, wurden einige Gebäude von leichter Artillerie getroffen. | ||||||||||||||
Als unmittelbare Kriegsfolge verzeichnete Herborn-Seelbach, durch den Zustrom von etwa 80 - 90 Evakuierten und Obdachlosen aus Niederscheld sowie dem Raum Frankfurt und 321 Heimatvertriebenen, einen beträchtlichen Einwohnerzuwachs (1939 = 2003 Ew., 1946 = 2425 Ew.). In den Nachkriegsjahren setzte eine bis heute andauernde rege Bautätigkeit ein, verbunden mit einer günstigen Entwicklung von Industrie und Handwerk. 1949 wurde der Kirchturm renoviert. 1953 das vergrößerte Kirchenschiff eingeweiht. Neue große Baugebiete entstanden unter anderem am Horch und am Bitzen. 1966 bezogen Bundeswehrsoldaten und Amerikaner die soeben fertiggestellte Aartalkaserne, welche im Rahmen der Truppenreduzierung 1993 wieder aufgelöst wurde.
| ||||||||||||||
Im Jahre 1974 entstand schließlich auf dem alten Schulhof ein modernes Hallenbad, welches leider zum Unmut vieler Herborn-Seelbacher Bürger bereits nach wenigen Jahren wieder geschlossen wurde. Der Anschluß an das Gasversorgungsnetz der Stadt Herborn förderte unsere stetige Weiterentwicklung. Eine Friedhofskapelle und zwei Kindergärten wurden ebenfalls in diesen Jahren errichtet. Der ehemalige Kindergarten in der Adlerstraße dient heute der Ev. Kirchengemeinde als schmuckes Gemeindehaus. Am 1. Januar 1977 verlor Herborn-Seelbach zum zweitenmal seine Verwaltungsselbstständigkeit. Im Zuge der hessischen Gebietsreform wurde unser Dorf nach Herborn eingemeindet. | ||||||||||||||
1981 wurde die Turnhalle in eine Mehrzweckhalle umgebaut. Im Jahre 1996 erhielten wir auch wieder einen zweiten Kindergarten. In den vergangenen Jahren fanden größere verkehrstechnische Veränderungen statt. Die fast 100jährige Bahnstrecke der Aar-Slzböde-Bahn wurde 2001 stillgelegt und umgehend zurückgebaut. In der Folgezeit wurde die seit ca. 30 Jahren geforderte Ortsumgehung durch das Aartal gebaut. Der Ort erfährt auch weierhin stetige Erweiterungen seines Siedlungsgebietes, wenn auch nicht so stark, wie dies in den 60-70e Jahres des vergangenen Jahrhunderts war. Unsere Gemeinde ist stolz auf ihre über 20 Ortsvereine. Die Gemeinschaft bei kulturellen und sportlichen Veranstaltungen, sowie bei der jährlichen „Katzenkirmes“ im September, hat unser Dorf wesentlich geprägt. Heute stellt Herborn-Seelbach mit ca. 3600 Einwohnern und einer Gemarkungsgröße von 1326 ha den größten Stadtteil Herborns dar. | ||||||||||||||
< zum Seitenanfang zurück | ||||||||||||||
|
||||||||||||||